Sebastian Harländer hat in seiner bereits zehnjährigen Karriere bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG den Aufstieg zum Baustellenkoordinator gemeistert – Foto: Linus Melzer

Sebastian Harländer hat in seiner bereits zehnjährigen Karriere bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG den Aufstieg zum Baustellenkoordinator gemeistert – Foto: Linus Melzer

Sebastian Harländer: Baustellen­koordinator im Fokus

Bereits vor zehn Jahren fand Sebastian Harländer zur Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG. Damals hätte der gelernte Anlagenmechaniker sicherlich nicht gedacht, dass er heute als Baustellenkoordinator vor Ort den Ton angibt. Neben einem gesunden Ausgleich zum stressigen Berufsalltag braucht es so einiges an Eigenschaften und Fertigkeiten, um es zum Baustellenkoordinator zu bringen. In Sachen berufliche Laufbahn scheint der 32-Jährige aber noch lange nicht am Ende angekommen zu sein.

VON ANNA-LENA GRÖH

Freundlich und ruhig, so trifft man Sebastian Harländer in seinem Büro in Breitenburg an. Die dezente Einrichtung scheint dabei dem ersten Eindruck seiner Person zu entsprechen. Vereinzelt findet das Auge maritimen und Wähler-gebrandeten Dekor, der unter anderem auch aus vergangener Zeit stammen muss. Auf seinem Tisch steht ein Foto seiner sechsjährigen Tochter. Meeresmotive zieren die Wände und auch die Haut des 32-jährigen Baustellenkoordinators.

Beim ersten Blick wird klar, dass er echter Norddeutscher ist. Der erste Eindruck vermittelt, dass es die kleinen Dinge sind, die er sieht und leistet und ihn als Gesamtbild groß werden lassen. An Hilfsbereitschaft mangelt es jedenfalls nicht, auch wenn das Thema an seinem Job-Kontext vorbei geht, wie beim Austausch der im Büroalltag essenziellen Kaffeemaschine.

Zehn Jahre Wähler

Als Kind hätte er nicht damit gerechnet, dass er mal Führungskraft bei Wähler werden würde.

„Ganz lange wollte ich was in der IT-Branche machen, bin dann aber doch eher ins Handwerk gegangen“,

erklärt der Baustellenkoordinator. In Heide geboren und aufgewachsen, startete Sebastian Harländer zunächst in seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

„Da mein Vater auch Heizungsbauer ist, hat sich das dann angeboten. Ich habe auch zwei Jahre im Beruf gearbeitet, bis ich gemerkt habe, das ist irgendwie nicht so mein Ding“, stellt er fest.

Zu Wähler kam Sebastian über einen Freund. „Ich habe mich im Freundeskreis beschwert, dass ich keine Lust mehr auf das habe, was ich jetzt tue und zu diesem Zeitpunkt wurde in Nindorf (Dithmarschen) auch ein Heizungsbauer gesucht. Dann habe ich mich beworben, mich vorgestellt in lockerer Runde, ein Praktikum absolviert und dann ein paar Monate später angefangen.“

Nach zehn Jahren Wähler weiß er: „Es ist hier nicht gerade ungewöhnlich, dass man als zweiter Mann anfängt, dann zum Kolonnenführer aufsteigt und irgendwann eben die Chance bekommt, Baustellenkoordinator zu werden.”

Grob zusammengefasst bestreitet er den Arbeitsalltag mit einem ständigen Zick-Zack zwischen Baustelle und Büro. Letzteres mehrheitlich. Vor Ort stehen Kundentreffen und Baubesprechungen sowie die Einweisung der Kolonne an. Vor dem PC warten die Kolonnenplanung und die Auseinandersetzung mit verkehrsrechtlichen Anordnungen und der tagesabschließenden Abrechnung.

Baustellen­koordination 1.0

Im „Arbeitsalltag“ steht nur der morgendliche Start fest: Kaffee-Schnack um kurz nach sechs. „Und dann geht’s los.“ Meistens ist er einer der letzten, die nach Hause gehen. Die höhere Position bringt nicht nur das mit sich, sondern auch den Umstand, dass er nur noch selten selbst mit anpacken kann:

„Ich mach mir zwischendrin auch gerne mal wieder die Hände schmutzig.“

Wenn er sich die Arbeit dafür aussuchen könnte, dann wäre es wohl der Innenanlagenbau, eben bei dem Kleinkram, wo man auch mal „umme Ecke denken muss“. Fünf bis sechs Projekte plus Hausanschlüsse wickelt er gleichzeitig ab. Ein paar besondere Projekte haben es in sein Langzeitgedächtnis geschafft, wie das erste Projekt im Hademarschen. „Da haben wir 20 km Wasserleitung gelegt. Das hat Spaß gemacht“, erinnert sich Sebastian. „Die Baustelle an sich, die Arbeit mit den anderen Kollegen. Es war Sommer.“

Verantwortung, Weitblick und Spontanität – das sind die Eigenschaften, die es laut Sebastian braucht, um diesen Job ausüben zu können, plus eine gewisse Resilienz gegenüber Ausnahmesituationen.

„Man darf sich nicht sofort zurückschrecken lassen, nur weil es mal schwer wird.“

Erforderlich ist auch ein gewisses Talent für Mitarbeiterführung. „Man muss mit Menschen umgehen können und ihnen Richtungen zeigen können, die sie vielleicht noch gar nicht kennen “, betont Sebastian. „Gemeinsam Lösungen für Probleme oder schwierige Situationen finden und mit Rat und Tat zur Seite stehen, das ist eigentlich der Hauptbestandteil des Jobs. Man ist das Bindeglied zwischen dem Personal, das draußen arbeitet, und dem Bauleiter.“

Ein paar Dinge aus der physischen Welt schaden auch nicht, ganz im Gegenteil: „Ohne das Handy und ohne das Auto wäre ich aufgeschmissen.“ Wobei letzteres für ihn einen rein funktional ist, und einen Mehrwert verspricht, den die wenigsten überraschen dürfte: „Es hat vier Reifen und ein Dach, es bringt mich trocken von A nach B.“

Für die Führung gemacht

Heute darf er seinen orangefarbenen Mercedes Citan – ein Wähler-gebrandeter „Caddy Verschnitt“ – nach B wie Lägerdorf fahren. Dort sollen in den nächsten Wochen 800 Meter Stromkabel ausgewechselt werden.

Auf der Fahrt dorthin betont er: „Ich habe als zweiter Mann angefangen und bin jetzt Polier. Ich bin stolz darauf, dass ich jetzt hier bin, wo ich bin.“ Den siebenwöchigen Lehrgang hat er mit Wähler Anfang 2023 gemacht. Wieder einmal in der Schule sitzen, zuhören und lernen. Kein Kinderspiel für den Baustellenkoordinator, denn mündliche Prüfungen, in denen Handlungssituationen simuliert werden, liegen ihm nicht. In der realen Welt hingegen ist er wie für die Führung gemacht. Das wird klar, als er bei der Zielbaustelle aus dem Auto aussteigt. Seine Interaktion mit den jungen Kollegen vor Ort ist geprägt von einer ruhigen Präsenz. Gelassen, aber bestimmt nimmt er sie zur Seite, schützt die Worte, die er an sie richtet vor den Ohren anderer.

Das schafft Vertrauen bei den 25 Mitarbeitenden am Standort in Breitenburg, die mit und unter Sebastian Harländer arbeiten. Für deren Handlungen und Sicherheit trägt er Verantwortung. Reibereien bleiben trotzdem nicht aus: „Es gibt täglich irgendwo irgendwas. Kleinigkeiten, die sich dann hochschaukeln.“ In solchen Fällen ist ruhiges, besonnenes Handeln von Nöten.

Zwischen Meer und Familie fest verankert

Generell dienen dem Norddeutschen Meer und Familie als fester Anker. „Wenn gar nichts mehr geht, dann ab ans Meer, den Kopf freipusten lassen.“ Ein Sinnbild, das ihm buchstäblich unter die Haut geht, wie man am Ringfinger des verheirateten Familienvaters klar erkennen kann. Dort, wo man normalerweise einen Ehering erwartet, stößt man beim 32-Jährigen auf ein Anker-Tattoo. „Das Ankersymbol steht für mich für Halt und Schutz, für Liebe und Treue und die Familie, die immer füreinander da ist.“ Das Äquivalent zum Ehering ziert nicht nur seinen Finger, sondern auch den seiner Frau. Nur bei ihr kommt der Ring noch obendrauf, erklärt er. Doppelt hält besser.

Die Hilfsbereitschaft und das Verantwortungsbewusstsein, die er an den Tag legt, kommt nicht von irgendwoher.

„Bei der Firma Wähler steht man nie allein vor irgendeinem Problem“,

erklärt er. „Man hat eigentlich immer jemanden, an den man sich wenden kann, der einem dann mit Rat und Tat zur Seite steht.“ Mit Wähler hat er den Aufstieg geschafft. Für ihn ist der eigene Erfolg gleichwertig mit dem seines Arbeitgebers. Fertig ist er trotzdem nicht. Seinen Meister würde er noch gerne machen und die Bauleitung kann er sich ebenfalls vorstellen. Alles, wo man eben nah an den Leuten bleiben und Praktiker bleiben kann. „Ich will hier nah dran an den Leuten bleiben. Ich bin zu sehr Praktiker.“ Bis dahin gilt für ihn: „Man weiß nie was kommt. Aber jetzt bin ich glücklich mit dem, was ich habe und wenn sich das ergibt, dann würde ich den Beruf auch bis zur Rente ausführen wollen.“