Lisa Schierholz – Bauleiterin mit Kreativität und Biss

Wenn man sich die Berufe im Baugewerbe einmal ansieht, dann fällt schnell auf, woran es offensichtlich mangelt: weibliche Perspektive. Als Bauleiterin bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH trägt Lisa Schierholz einen großen Teil dazu bei, dass sich das in Zukunft ändern wird.

VON ANNA-LENA GRÖH

Als Bauleiterin hat Lisa Schierholz bereits viele Projekte abgeschlossen – Foto: Max Bechmann

„Als Kind wollte ich das nicht werden. Als Kind wollte ich zur berittenen Polizei, aber nur wegen der Pferde!“, erzählt Lisa Schierholz, Bauleiterin bei Wähler in Bremervörde, lachend. Aber wie die meisten von uns, gab sie diesen Kindheitstraum aufgrund von anderen Interessen irgendwann auf. Spätestens als sie ihr Talent für mathematische Zusammenhänge entdeckte, stand für die damalige Schülerin fest: „Ich möchte auf jeden Fall in irgendeinen Bereich, wo ich das auch anwenden kann.“ Seitdem sind ein paar Jahre vergangen, in denen die mittlerweile 30-Jährige längst ihr duales Studium im Bereich Bauingenieurwesen mit Ausbildung zur Bauzeichnerin und kurzem Abstecher in der Statik abschloss, bei dem sie aber ganz schnell für sich feststellte: „Nur im Büro, nur vor dem PC, das kann’s nicht sein.“ Als Bauleiterin bei Wähler ist sie dort angekommen, wo sie hinwollte.

Seit April 2020 ist Lisa Schierholz bei Wähler dabei und egal ob es um Strom-, Glasfaser- und Schmutzwasserprojekte, Hausanschlüsse oder die Umlegung einer Fernwärmeleitung geht, wenn sie von ihrer Arbeit spricht, schwingt ihre Begeisterung in jedem Satz mit.

Als Bauleiterin motiviert sie am meisten der Erschaffungsprozess: „Es ist schön zu sehen, wenn irgendwas entstanden und in Betrieb gegangen ist und man am Ende sagen kann: Wir waren das.“ Auf die Frage hin, ob es einen Alltag gibt, muss Lisa Schierholz lachen: „Es gibt schon so eine Vorstellung eines Alltags. Aber im Grunde genommen läuft der Tag nie so ab, wie man sich das vorher gedacht hat.“

Kein Tag wie jeder andere

Mal abgesehen vom morgendlichen Kaffee,
ist bei Lisa Schierholz nichts fest in Stein gemeißelt.

Gehandelt wird weniger nach dem Motto „alles kann, nichts muss“, sondern eher nach „vieles muss, weniger kann“. „Wir sind sehr abhängig von unseren Terminen, heute Morgen Besprechung, jetzt Termin, nachher noch zur Baustelle und dazwischen muss ich unbedingt noch ein paar Sachen fertig machen“, rattert sie schmunzelnd ihre provisorische ToDo-Liste herunter.

Viel Variation bietet der Beruf nicht nur im Tagesablauf, sondern auch beim Arbeitsort: „Ich bin selten den ganzen Tag im Büro und selten den ganzen Tag auf der Baustelle. Ich muss auch raus, allein schon, um zu sehen, wie die Stimmung ist. Ich arbeite immer noch mit Menschen zusammen und das gehört einfach dazu.“

Lisa Schierholz ist froh, als Bauleiterin bei Wähler angekommen zu sein – Foto: Max Bechmann

Am Anfang begegnete sie auf der Baustelle zwar Vorurteilen, das liege aber – entgegen der Erwartung vieler – nicht am Frausein, sondern am Alter:

„Vorurteilen begegnen alle jungen Kolleginnen und Kollegen. Es braucht immer seine Zeit, bis man sich bewiesen hat.“

Bei der geringen Frauenquote auf dem Bau könnte man davon ausgehen, dass das sich das schon im Vorlesungssaal zeigte. Lisa muss hier aber korrigieren: „Im Studium war das Verhältnis tatsächlich noch 50 zu 50.“ Laut der 30-Jährigen liegt es vor allem daran, dass viele Frauen nach dem Studium in den Bereich öffentlicher Dienst oder in Planungsbüros gehen: „Ich denke aber, dass sich das noch stark entwickeln wird. Dadurch, dass meine Kollegin und ich jetzt hier sind, ebnet das hoffentlich auch die Wege für viele andere Frauen.“

Und das wäre laut der 30-Jährigen tatsächlich von echtem Vorteil: „Ich glaube, als Frau bringt man bei der Gruppendynamik auch oft viel Ruhe rein.“ Das Geschlecht ist definitiv keine Voraussetzung mehr für diesen Job. Das heißt aber nicht, dass ihn jede Person machen kann. „Man sollte schon ein gewisses Durchsetzungsvermögen haben, kommunikativ und zielstrebig sein. Wir tragen ohne Frage hohe Verantwortung und man muss schon auch Entscheidungen treffen können und auch mal sagen können: So läuft das jetzt!“

Auch Angst vor dem Telefon und langen Autofahrten seien fehl am Platz, denn nur Auto und Mobiltelefon garantieren die Mobilität, die für den Beruf nun mal erforderlich sind. Wenn irgendwas ist, dann muss Lisa Schierholz erreichbar, mobil und möglichst schnell vor Ort sein.

Bei Zeitdruck kreativ mit Biss

All das bringt die 30-Jährige mit. Es überrascht also nicht, dass sie schon einige Projekte erfolgreich umgesetzt hat. „Wenn alles flüssig läuft, das Endergebnis passt und der Kunde zufrieden ist, dann sind wir zufrieden und das macht mich stolz.“ Trotzdem ist Hektik auf der Baustelle keine Seltenheit. Für Lisa Schierholz stellt dieser Umstand kein Problem dar. Unter Zeitdruck geht sie auf: „Wir haben letztes Jahr eine Druckrohrleitung verlegt und hatten ein wahnsinnig geringes Zeitfenster, dementsprechend viele Sachen, die gleichzeitig laufen mussten. Das hat einfach Spaß gemacht, natürlich weil alles funktioniert hat, aber auch weil richtig Bewegung auf der Baustelle war.“

Neben den Phasen, bei denen alles läuft, gehören aber auch viele frustrierende Situationen zu diesem Beruf.

Nicht nur schlechtes Wetter hält auf, sondern auch Baupläne, die nicht mit den tatsächlichen Materialien im Boden übereinstimmen. Dann heißt das für die junge Bauleiterin: Kreativität und Biss beweisen. „Irgendwas fällt einem dann immer ein.“

In solchen Momenten muss sie sich aber nicht immer nur auf ihre eigenen Fähigkeiten verlassen, sondern kann auf das erfahrene Kollegium zurückgreifen: „Die haben das schon alles gemacht und hören sich auch das Gejammer an, geben Tipps und ermutigen einen. Da bin ich sehr dankbar, dass wir da so ein tolles Team haben.“ Aber all das gehört dazu und deshalb freut sie sich auch auf weitere spannende Projekte. Auf die Frage hin, ob sie bis zur Rente in diesem Beruf bleiben will, antwortet sie: „Man weiß natürlich, nie was ist. Jetzt bin ich froh, dass ich hier bin. Jetzt bin ich gerne hier und ich bin guter Dinge, dass das auch so bleibt.“