Bo Fan Peng: Vom Bösewicht zur Kuhlfrau

Über Umwege reingerutscht, aber optimal gelandet. So könnte man wohl den beruflichen Weg von Bo Fan Peng hin zur Vermesserin bei der Kuhlmann Leitungsbau GmbH beschreiben. Wie und warum die junge Frau statt im Labor auf der Baustelle gelandet ist, erklärt sie uns an einem ereignisreichen Tag zwischen GPS-Empfänger und pinkem Taschenrechner.

VON ANNA-LENA GRÖH

Bo Fan Peng arbeitet als Vermesserin bei Kuhlmann - Foto: Max Bechmann

Initial wollte Bo Fan Peng Chemikerin werden,
naja also Bösewicht.

Am besten die Kombination aus beidem. Definitiv aber irgendetwas, bei dem es oft knallt. „Ich bin mir sehr sicher, dass diese Idee aus den Cartoons kam, die Chemiker darin haben halt alles explodieren lassen“, erzählt sie lachend. Besonders Pinky and the Brain war damals wohl ihr größtes Vorbild. „Ich wollte damals so ein Bösewicht wie Brain sein!“ Mittlerweile ist Bo 28, hat ein Bachelor-Studium in Geologie absolviert und sich – zum großen Glück für Kuhlmann – dann letztendlich doch gegen die Superschurkinnen-Karriere entschieden. „Ich bin eigentlich ausgebildete Geologin und wollte reisen und in der Erdbebenforschung arbeiten“, erzählt sie weiter. Aber als Bo dann auch mal Forschungsluft schnupperte, entschied sie sich letztendlich doch gegen diesen Weg und auch der Wunsch nach Sesshaftigkeit wuchs.

Daraufhin sah sie sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit der Frage um, wo sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aus dem Studium auch einsetzen kann – mal abseits von Braunkohle in NRW, Schiefer im Rheinland und in diesem Umkreis der häufig gesichtete Kies. „Ich stieß dann bei einer anderen Firma auf den Job der Vermesserin“, erklärte sie. Und als diese besagte Firma dann von Kuhlmann für Vermessungsarbeiten beauftragt wurde, überzeugte Bo nicht nur die Größe und der damit verbundene Umfang an unterschiedlichen Projekten ihres jetzigen Arbeitgebers, sondern vor allem auch die Art und Weise, wie sich die Kolleginnen und Kollegen unterhalten. „Ehrlichkeit und Direktheit, das gefiel mir auf Anhieb.“

Spätestens 2021 stand dann für alle Beteiligten fest:
Bo ist cool, Bo muss zu Kuhlmann!

Zwischen Zollstock und Totalstation

Wenn sich ein Laie den Job der Vermesserin vorstellen würde, dann rutscht wohl auch mal schnell ein Geodreieck in das Kopfkino. Zwar ist Bos Job dann doch ein Stück weit komplexer, die 28-Jährige schafft es aber, ihn auf ein paar Sätze herunterzubrechen:

„Rohre werden beim Rohrleitungsbau meist unter der Erde verlegt. Mein Job ist es, dass man diese Rohre auch wiederfindet, wenn man sie wiederfinden muss und vor allem, dass das auch dokumentiert ist.“

Für die Vermessung nutzt sie verschiedene Geräte. Von analog bis digital, von Zollstock bis zur Totalstation, von einfach bis kompliziert. Bei der Vermessung kommt vieles zum Einsatz, je nach Projekt. Zwar durfte sie schon bei größeren Projekten unterstützen – bei diesen wird nämlich meist noch auf die Beauftragung externer Vermessungsfirmen gesetzt – ihre Kernarbeit dreht sich aber um kleinere Projekte. „Hier ist es einfacher, interne Vermesserinnen wie mich einzusetzen, da ich flexibel und auch spontan auf Baustellen sein kann“, erklärt Bo.

Bo Fan Peng schildert ihren Arbeitsalltag am Kuhlmann-Standort in Langenhagen - Foto: Max Bechmann

Trotzdem genießt sie die Abwechslung sehr, die der Job mit sich bringt.

Auch in Bezug auf den Arbeitsort. Im Sommer ist sie mehr auf der Baustelle, im Winter mehr im Büro. „Am Ende des Jahres komme ich ungefähr bei Fifty-Fifty raus.“ Man erwartet es bei dem ständigen Wechsel des Arbeitsortes eigentlich nicht direkt, aber Bo hat einen groben Arbeitsalltag. Mit Kaffee gestärkt stürzt sie sich meist am Morgen erstmals auf ungelesene E-Mails. Anschließend folgen die Vorbereitungen für den Tag. Entweder heißt es dann: Daten sammeln oder Daten auswerten. In ihrem Beruf kann vieles spontan passieren. „Es gibt Tage, da versuche ich mir die Zeit für die Jungs auf der Baustelle freizulassen und dann gibt es wieder Tage, wo ich zu den Großprojekten fahre.“

Als Vermesserin geht sie
mit Kuhlmann in
Richtung Zukunft

Bei Kuhlmann ist Bo nicht die einzige Frau, die in diesem Beruf arbeitet. „Ich habe immer wieder gehört, dass es im Studium des Vermessungswesens ganz wenige Frauen sind, bei Kuhlmann und Wähler ist aber eher das Gegenteil der Fall.“ Sie nennt als Beispiel den Kuhlmann-Standort in Lüneburg, wo das Vermessungsteam derzeit nur aus Frauen besteht. „Es kann natürlich sein, dass wir bei Kuhlmann die guten Frauen alle rausgeangelt haben“, scherzt sie. Ihrem Gefühl nach wächst der weibliche Anteil in diesem Beruf auf jeden Fall. Trotzdem ist sie auf der Baustelle selbst oft die einzige Frau. Bemerkbar macht sich das laut ihren Aussagen vor allem dann, wenn es darum geht, schwere Dinge zu heben. An diesen Situationen tritt dann der Gentleman in den Jungs zu Tage. Bo gibt schmunzelnd zu: „Ich denke das Verhalten der Jungs entspringt schon einem Vorurteil, aber in den Situationen nutze ich das dann schon auch gerne aus.“

Auf der Baustelle und im Büro ist Bo Teil eines eingespielten Teams, auch in Sachen Fotodokumentation, einem zentralen Bestandteil von Bos Arbeit.

„Mittlerweile wissen die Jungs auf der Baustelle, was ich brauche, das spart Zeit und Arbeit.“ Frustrierende Momente – auch wenn sie sehr selten sind – werden bei Bo meist durch mangelnde Kommunikation über den Arbeitsfortschritt ausgelöst. Kommunikation ist aber nicht nur genau das, worauf sie in ihrem Beruf angewiesen ist, laut der jungen Vermesserin muss man die Kommunikationsfähigkeit auch mitbringen, um ihren Job ausüben zu können. Ein gewisses Talent für Zeitmanagement und Selbstorganisation gehört ebenfalls dazu.

All diese Fähigkeiten legte sie auch bei dem Projekt an den Tag, auf das sie bisher besonders stolz ist: Ein Glasfaserausbau in Wolfsburg. „Bei Kuhlmann versuchen wir immer, die Prozesse zu optimieren und speziell in meinem Feld, die Dokumente noch besser zu verbinden“, erklärt Bo. Laut ihr war das Projekt in Wolfsburg ein wichtiger Schritt Richtung Zukunft, denn dort konnten mehr Sachen digitalisiert werden als jemals zu vor.

„Auch unser Kunde, die Stadtwerke Wolfsburg, war sehr zufrieden, da dadurch auch deren Prüfung vereinfacht wurde.“

Ein Präzedenzfall, der Bo besonders neugierig auf ihre Zukunft als Vermesserin bei Kuhlmann macht. Sie fasst zusammen: „Ich konnte mir nie vorstellen, mal auf der Baustelle zu arbeiten, ich dachte immer, dass ich später mal im Labor lande, aber am Ende bin ich sehr froh, dass ich hier bin.“